Out of the doghouse: Sommerliches Jazz-Vergnügen

2018 06 Cajazzo „Zu einem richtigen Jazz-Konzert gehören ein Swing, eine Ballade und ein Wackelstück.“ So jedenfalls formulierte es Thomas Stanko, Leiter von „The Jazzteens“ und „Cajazzo“, beim Sommerkonzert der beiden Ensembles am Freitagabend. Natürlich war dieses „Rezept“ nicht ganz ernst gemeint. „Wackelstücke“ standen ganz sicher nicht auf dem Speiseplan in der gut gefüllten Mensa des CAG. Swing und Balladen gab es, allerdings war die Liste der Zutaten zu diesem wunderbaren, sommerlichen Jazz-Menü noch deutlich länger.

Eine unverzichtbare Grundlage für einen gelungenen Musikabend ist ein packender Auftakt. Die „Jazzteens“ überzeugten hier auf ganzer Linie. Mit Spielfreude, Temperament und Präzision begeisterten sie ihr Publikum. Mit frischen Grooves und meist höherem Tempo sorgte der Jazz-Nachwuchs für sommerlich gute Laune. Das stets sehr sichere Zusammenspiel der Band war dabei ebenso beeindruckend wie die Soli. Vor großem Publikum im Mittelpunkt zu stehen und sein Können zu zeigen, ist eine Herausforderung. Die Solistinnen und Solisten der „Jazzteens“ meisterten sie mit Bravour.

Anschließend servierten „Cajazzo“ Jazz für Feinschmecker. Musiker wissen: Groove entsteht durch Genauigkeit. Die Big Band des CAG zeigte sich als spielfreudige, bestens aufeinander abgestimmte Einheit. Präzise Breaks, knackige Rhythmen, satte Blechbläser – genau auf den Punkt. Das Sahnehäubchen aber bildeten die zahlreichen, beeindruckenden Soli. Die Mitglieder des Ensembles zeigten dabei nicht nur ihre technische Brillanz. Spielerisch leicht jonglierten sie mit Motiven und Melodien der jeweiligen Stücke und betonten so deren Grundcharakter. Zu Recht gab es nach den Soli immer wieder spontanen Applaus. Die musikalische Speisekarte war dabei äußerst vielfältig und abwechslungsreich. Der versprochene Swing wurde natürlich geliefert – mit schnellem „Walking Bass“, funkelnden Trompeten, druckvollen Saxofonen und allem, was sonst noch dazugehört. Magische Momente schufen die Balladen. Der mit grandiosem Gesang präsentierte Klassiker „But not for me“ zog das Publikum ebenso in seinen Bann wie das rein instrumentale, ebenso zurückhaltende wie intensive „Someday I’ll fly away“.

Der sommerliche „Cajazzo“-Cocktail enthielt jedoch noch viel mehr: Südamerikanische Klänge wie bei Stevie Wonders „Sunshine of my life“ im Bossanova-Gewand, vertrackte Fusion-Grooves im Stil der 1970er Jahre bei „Use me“, Bluesrock-Anklänge und rollende Boogie-Läufe beim Titelstück des Abends „Out oft he Doghouse“. Die auf Hochglanz polierten Bläsersätze in mehreren Stücken hätten zudem auch auf einer Jazz-Party in New Orleans Eindruck gemacht. Bei aller Vielfalt war eines jedoch unüberhörbar: „Cajazzo“ ist im Grunde eine „Funk Machine“. Moderne, mitreißende Grooves waren das Leitmotiv des Abends. Wie sehr die Band dabei in ihrem Element ist, zeigte die Zugabe nach langem, begeisterten Applaus: Der „Funky Cha-Cha“ war ein perfekter Abschluss für ein sommerliches Jazz-Vergnügen mit weit mehr als „Swing und Balladen“.