Elternbrief Sexting (Oktober 2013)

Sehr geehrte Eltern,

wir, die Schulen der Kreisstadt Cloppenburg, stehen vor einem Problem. In zunehmendem Maße erzählen uns Eltern sowie unsere Schülerinnen und Schülern von Bildern aus sozialen Netzwerken, die eine Grenze überschreiten, bei der wir nicht mehr wegschauen können und wollen.

Es handelt sich nach vielen übereinstimmenden Aussagen dabei um unsere Schülerinnen und Schüler. Sie fertigen von sich oder Dritten unbekleidet Aufnahmen an und laden diese freiwillig in soziale Netzwerke hoch. Dieses Verhalten ist weltweit verbreitet und unter dem Namen „Sexting" bekannt (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Sexting).

Insbesondere Mädchen und junge Frauen werden darüber hinaus in eindeutiger Situation fotografiert und diese Aufnahmen unter Missachtung der Menschenwürde weitergegeben.

Diese Bilder verbreiten sich schnell über Smartphones. Es besteht zudem wenig Hoffnung, selbige jemals wieder aus dem Internet entfernen zu können.

Diese Vorkommnisse spielen sich i.d.R. außerhalb des Wahrnehmungsbereiches unserer Erwachsenenwelt ab.

Liebe Eltern,

  • wir wissen, dass Sie unter hohem sozialen Druck stehen, ihrem Kind immer früher ein Smartphone zu kaufen

  • wir wissen, dass Sie in der Situation, in der Sie von der Existenz solcher Bilder Kenntnis erlangen, häufig überfordert sind.

  • wir wissen, dass der Bereich der sozialen Netzwerke für Sie oft Neuland darstellt

  • wir wissen, dass Sie froh sein werden, wenn es ihr Kind gerade nicht betrifft

  • wir wissen, dass die gerne informiert werden würden, wenn es ihr Kind betrifft.

  • wir wissen, dass Sie aufgrund ihrer Lebenserfahrung beurteilen können, wann eine Grenze überschritten wird.

Wir bitten Sie darum, hinzuschauen und nicht den Mantel des Schweigens über die Sache auszubreiten.

  • Sprechen Sie mit Eltern von Kindern, die Sie auf Fotos wiedererkennen. Informieren Sie sich gegenseitig. Gerade die betroffenen Familien haben ein Recht darauf zu erfahren, was ihren Kindern widerfährt.

  • Und: Entscheiden Sie nicht nach sozialem Druck, wann ihr Kind ein Smartphone erhält. Entscheiden Sie nach Ihrem Gefühl und der Reife des Kindes.

  • Sie kaufen kein Telefon – zum Telefonieren werden die Geräte von Jugendlichen und Kindern nicht oder kaum eingesetzt.

  • Sie kaufen ein Gerät mit unbeschränktem Zugang zum Internet.

Mit freundlichen Grüßen





Günter Kannen, StD

Die folgenden Schulleiterinnen und Schulleiter haben den Brief ebenfalls unterzeichnet:

Marlene Altevers, Johann-Comenius-Oberschule

Christine Döpke, Marienschule Cloppenburg

Paul Nienaber, Oberschule Pingel Anton

Andreas Weber, Liebfrauenschule Cloppenburg

Günter Lübke, BBS am Museumsdorf

Heinz Ameskamp, BBS Technik