Gedenkfeier zur Reichspogromnacht vor 80 Jahren in der evangelischen Kirche Cloppenburg

2018 11 GedenkenErinnerung, aber auch Mahnung standen im Fokus der Gedenkfeier, die von Schülern und Lehrern des CAG am 9.11.2018 ausgerichtet wurde. Das Thema lautete „Wenn Steine fallen…“ und knüpfte an die Dominoaktion an der Schule vom 15.10.2018 an, die anhand eines Filmes noch einmal gezeigt wurde. Manfred Quatmann und Frank Willenberg vermochten diese „fallenden Steine“ mit dem Schicksal der jüdischen Familien Julius Frank und Karl Simon in Beziehung zu setzen. Eindrucksvoll wurden die Biografien von Schülerinnen des Seminarfaches Geschichte 12 Lb vorgetragen und musikalisch stimmig unterlegt. Auch die Musikstücke des CAG Orchesters unter der Leitung von Frau Fenski, begleitet von Herrn Hirschmann, gaben den Zuhörern Raum zum Nachdenken.

Im Fokus der Veranstaltung standen dann von SchülerInnen vorgetragene Texte von Augenzeugen aus der Fachliteratur, die deutlich machten, dass der 9.11.1938 ein beschämender Tag in der Cloppenburger Geschichte ist: Die Umsetzung des SA Befehls, die Synagoge in Brand zu setzen, ohne Eingreifen der Feuerwehr oder Polizei, die Verhaftung der jüdischen Männer Cloppenburgs, der raue Umgang mit denselben, die fehlende Zivilcourage den jüdischen Mitmenschen gegenüber, stattdessen der verhöhnende Umgang mit den Betroffenen sowie ihren religiösen Symbolen und somit die Umsetzung der Maßnahmen zur „Zufriedenheit der Partei“ – das reichsweite Pogrom fand auch im katholischen Cloppenburg ohne Gegenwehr statt.

„Die Ereignisse spielten sich in aller Öffentlichkeit ab, der Gedanke des Rechtsstaates und die Idee von der Freiheit des Individuums gingen mehr und mehr verloren.“ - Diese Schlussbemerkungen der Schüler führten seitens des Schulpfarrers Frank Willenberg zur eindrücklichen Mahnung, die Ereignisse damals seien keineswegs ein „Vogelschiss“ gewesen. Es gelte, auch die Geschehnisse in heutiger Zeit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Der momentan erstarkende Antisemitismus sei für uns alle offensichtlich und es liege an uns, dagegen vorzugehen.

Mit den Gedenkaktionen des CAG, wie beispielsweise dem Vortrag von Bodo Gideon Riethmüller am 7.11.2018 vor Schülern der Jahrgangsstufe zehn und elf, habe die Schule einen Schritt der Bewusstwerdung der Problematik eingeleitet. Willenberg hob die Worte Riethmüllers hervor, dass die Juden ihre Religion nicht wie einen „Bauchladen“ vor sich hertrügen, sie wollten einfach nur in Ruhe gelassen werden.

Ein gemeinsames jüdisches Gebet und das von Frau Klatte auf der Orgel begleitete „Shalom Shaverin“ rundeten die Feier ab. Viele Schüler hatten sich bereit erklärt, ihren Beitrag zu der Veranstaltung zu leisten, und so wurde nach dem Schweigemarsch zum Gedenkstein an der ehemaligen Synagoge und den dort von einem Stadtvertreter und Karl Sieverding gehaltenen Reden das Angebot von zahlreichen Anwesenden angenommen, in das Gemeindehaus an der Ritterstraße einzukehren. Hier wurden von Schülerinnen des 12. Jahrgangs selbst hergestellte köstliche jüdische Speisen gereicht, Tee kredenzt und nachdenkliche Texte und Bilder luden zum Lesen ein.

Dank der Beteiligung vieler Schüler aus allen Jahrgangsstufen wurde es eine „würde- und niveauvolle Gedenkfeier“, so eine der Teilnehmenden.