Sommer-220518a.jpg
Sommer-220518d.jpg
Sommer-220518e.jpg
Sommer-220518f.jpg
Sommer-220518g.jpg
previous arrow
next arrow

Rückblick auf die Abiturfeierlichkeiten 2018

Konsultiert man den guten alten Brockhaus, zeitgemäß natürlich online, so stößt man auf die folgende allgemeine Definition des Begriffs des Helden:

1. Held (allgemein)
Held, allgemein: jemand, der sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt oder eine ungewöhnliche, bewunderungswürdige Tat vollbringt.


Man müsste nun mit Blick auf Marvel’s The Avengers ergänzen, dass Helden, insbesondere Superhelden, übernatürliche Fähigkeiten besitzen („Ich glaube, ich weiß endlich, was im Deutsch-Abi drankommen müsste!“), mit einem messerscharfen Verstand ausgestattet sind („Mathe ist Dienstag, oder?“), enorme Kräfte besitzen („Nach der Abifahrt ist vor dem Abizelten!“) und gelegentlich die Welt zu retten haben („Endlich! Der Abiball steht!“). Meistens führen sie zudem ein Doppelleben: Aus dem verhuschten Schüler, dem eben noch Pausenbrot und Turnbeutel in die Schule gebracht werden muss, wird über Nacht der Held des Physikabiturs.

Der Abiturjahrgang 2018 hatte sich das Motto Abivengers, mit dem Abi in den Händen werden Helden zu Legenden mit Beginn der Qualifikationsphase gewählt, offensichtlich in dem wachsenden Bewusstsein, dass mit der bestandenen Abiturprüfung etwas wirklich Großes, Außergewöhnliches und Bewunderungswürdiges diesen wichtigen Lebensabschnitt beschließen würde.

Dabei hatte jeder der zukünftigen Helden einmal klein mit Schultüte vor der Grundschule angefangen, und bis zur Überreichung der Reifezeugnisse musste so mancher Superheld erleben, dass insbesondere während der harten Zeit der mündlichen und schriftlichen Abiturprüfungen auch Zweifel und Scheitern zum Geschäft gehören. Erst scheitern, dann siegen – so erging es denjenigen, die sich in den Nachprüfungen doch noch den begehrten Platz in den Legenden des Clemens-August-Gymnasiums sicherten.

Am Tag der Überreichung der Abiturzeugnisse führte Kreispfarrer Michael Braun mit feinsinnigem Humor gemeinsam mit dem katholischen Schulseelsorger Manfred Quatmann durch den von den Abiturientinnen und Abiturienten, sowie musikalisch von Katrin Thobe gestalteten Gottesdienst. Er stand unter der Leitfrage Helden vor Gott? Ob die heldenhafte 1,3, die heldenhafte 2,6 oder die heldenhafte 3,7 – sie alle hatten das Wunder des Miteinanders, die Erfahrung, immer jemanden an ihrer Seite zu wissen, erleben und schließlich gemeinsam den am Ende alles beherrschenden Stress der Abiturprüfungen besiegen dürfen.
Als ehemaliger Abiturient des Clemens-August-Gymnasiums gratulierte Elternvertreter Olaf Raffel in seinem Grußwort zur feierlichen Überreichung der Abiturzeugnisse in der Münsterlandhalle den Abiturienten herzlich zur Erlangung der „akademischen Green Card“, dem Schlüssel zu einer spannenden Zukunft. Er ermutigte sie, eigenverantwortlich Entscheidungen aus der Vielfalt der sich mit dem Abitur eröffnenden Möglichkeiten zu treffen, um Träume und Wünsche zu verwirklichen sowie Neigungen und Begabungen zu folgen. Auch ein Held dürfe Umwege nicht scheuen und werde an Fehlern und Niederlagen wachsen.

Dass es im Jahrgang durchaus Helden unter Helden gab, verdeutlichten Greta Thole, Mai Ly Nguyen und Hendrik Hogerts in ihrem Rückblick auf die Schulzeit. Denn die Abivengers 2018 seien nicht frei von Schwächen gewesen, wenn es z. B. um das Zeitmanagement bei der Abgabe von Facharbeiten oder Präsentationen oder die Zuverlässigkeit in der Bewältigung gemeinsam abgesprochener Aufgaben gegangen sei. Geprägt von Lehrern, die ihnen viel mehr als nur das, was in den Büchern stand, beigebracht hätten, und unterstützt von aufopferungsvollen Eltern, die sich weder zum Butterbroteschmieren noch zum mitternächtlichen Taxidienst zu schade waren, sei der Jahrgang letztlich über sich hinausgewachsen. Mit dem höchsten Schulabschluss in der Tasche könne man sich nun endlich nach nur 248 Mio. Sekunden am CAG aufmachen, als nächste Generation von Doktoren, Professoren, Wirtschaftsbossen und Nobelpreisträgern die Welt zu retten.

Einen Blick zurück nach vorn wagte anschließend die Schulleiterin des Clemens-August-Gymnasiums, Annette Ovelgönne-Jansen, in ihrer Festrede. Den meisten der Abiturientinnen und Abiturienten werde Schule nämlich wiederbegegnen, sei es als Elternteil, als zukünftiger Lehrer, als verantwortlicher Politiker oder aber als Teilnehmer des gesellschaftlichen Diskurses über Schule. Sie gab der Abiturientia 2018 mit auf den Weg, einen differenzierten Blick auf Schule und insbesondere ihren Fächerkanon zu werfen.

Annette Ovelgönne-Jansen erteilte der reflexartigen Forderung nach Fächern, die eine vermeintlich einfache Lösung für gesellschaftliche Probleme böten, eine klare Absage. Das schlichte Ausfüllen eines Mietvertrages oder Überweisungsträgers könne kein Bildungsziel des Gymnasiums sein. Es sei somit irreführend Glück, Gesundheit und Alltagstauglichkeit als Schulfächer einführen zu wollen oder aber utilitaristischen Forderungen der Wirtschaft, Schule solle nur Fächer anbieten, die sich nach Bedürfnissen von Betrieben richten, kritiklos zu folgen.
Stattdessen verdeutlichte sie die große Bandbreite an Inhalten, Aufgabenformaten und Methoden, die sich im Fächerkanon des allgemeinbildenden Gymnasiums widerspiegelten. Das systematische Erlernen zweier oder mehrerer Fremdsprachen, der grundlegende Erwerb mathematisch-naturwissenschaftlicher Kenntnisse, eine möglichst breite geschichtlich-politische und ethische Bildung, die Förderung des Bewusstseins für Kunst, Musik, Theater und Sport als wichtige Bestandteile des kulturellen Lebens, - Bildung am Gymnasium müsse breitgefächert und nicht eindimensional zweckorientiert ausgerichtet sein. In diesem Sinne forderte sie die Abiturientinnen und Abiturienten nachdrücklich auf, wach und offen zu bleiben, sich nicht nur auf Bankkonto oder Hausbau zu konzentrieren, sondern sich für Konzerte, Museen oder Literatur zu begeistern.

Nach der Festrede der Schulleiterin erhielten schließlich die ersten Superhelden in Anwesenheit des stellvertretenden Landrats Hermann Schröer, dem Filialleiter der OLB Cloppenburg Tobias Vaske, der Vertreterin des Fördervereins Anne Remmers und dem Vorsitzenden des Ehemaligenvereins Günter Kannen ihre Auszeichnungen:

Greta Thole und Dimitri Schreiter wurden als Jahrgangsbeste mit der Abiturnote 1,3 vom stellvertretenden Landrat mit der Medaille des Landkreises bedacht, während Tobias Vaske den von der OLB gestifteten Schulpreis an beide Abiturienten übergab.
Mit dem Sozialpreis der Münsterländischen Tageszeitung wurde in diesem Jahr Jan Nipper für sein bewunderungswürdiges soziales Engagement ausgezeichnet.
Am Ende der von der Bigband CAJAZZO unter Thomas Stanko musikalisch begleiteten Veranstaltung hatten 125 Superhelden ihre Zeugnisse aus den Händen des stellvertretenden Schulleiters André Braun und Schulleiterin Annette Ovelgönne-Jansen entgegen genommen.
Abends durfte dann auf dem traditionellen Abiturball in der Münsterlandhalle mit Eltern, Lehrern, Ehemaligen und Freunden ausgelassen gefeiert werden.
Doch wo bleiben bei all diesen Heldengeschichten eigentlich die Schurken? Offensichtlich waren es nicht die Lehrer, wie man vielleicht hätte meinen können, denn die frisch gebackenen Helden des Clemens-August-Gymnasiums bedankten sich mit Rückschauen, liebevollen Dankesreden und kleinen Geschenken bei den Lehrerinnen und Lehrern, die sie in ihren Tutorien durch die letzten zwei Jahre begleitet, mit ihnen gehofft und gelitten hatten. Gefeiert wurde bis in die frühen Morgenstunden, und viele Abiturientinnen und Abiturienten des diesjährigen Jahrgangs werden sicher auch nächstes Jahr wieder vorbeischauen und voller Stolz von ungewöhnlichen und bewunderungswürdigen Taten berichten.

Martin Liebske

Die Abiturprüfung 2018 bestanden haben: Die Abiturientia 2018