Vom Fenstersturz bis zum tanzenden Haus

Kursfahrt in die Goldene Stadt Prag

Neugierig und voller Erwartung waren wir (die Schüler des naturwissenschaftlichen Profils der Jahrgangsstufe 12 um und mit Frau Bartels und Herrn Lücking) vom 25.09. - 30.09.16 bei sommerlichen Temperaturen in der „Goldenen Stadt“ Prag on Tour. Am ersten Abend stärkten wir uns nach einer langen Zugfahrt in Prags traditionellem Restaurant U Medviduku bei einem böhmischen Abendessen, das vor allem aus Fleisch und Knödeln bestand. Das gab Kraft für den nächsten Tag, denn dann erforschten wir im Rahmen einer Stadtrallye die Innenstadt Prags zunächst auf eigene Faust. Neben den touristischen Attraktionen der geschichtsträchtigen Stadt entdeckten wir auch urige Locations und angesagte Diskotheken. Im Anschluss führte uns ein tschechischer Stadtführer durch die schöne Altstadt sowie am Folgetag durch die Prager Burg. Hier konnten wir unter anderem den eindrucksvollen Veitsdom und die Innenhöfe des großen Burggeländes bestaunen. Für manche von uns war das ein bisschen viel Kultur. Besonders die Geschichte der Prager Burg hielt unseren Geist auf Trab, zumal uns der Reiseführer mit seinen Quiz-Fragen ,,motivierte“. Allerdings entschieden wir uns, vom Nachspielen des legendären Fenstersturzes von 1618 abzusehen. Schade eigentlich! Auf dem nahe gelegenen Petřín-Hügel, der mittels einer Standseilbahn zu erreichen ist, genossen wir die Aussicht auf Prag von einer Nachbildung des Pariser Eiffelturms aus. In der Mittagspause desselben Tages erlebten einige Mitschüler ihr kulinarisches Highlight in der einheimischen Kneipe „Zum durstigen Hirsch“ (U Zizniveho jelena in Smichov – Nähe Staropramen Visitor Center). Der Besuch hier fand innerhalb unseres Kurses viele Nachahmer. Gespannt waren wir aber auch auf die Brauereibesichtigung im Staropramen Visitor Center. Zwar imponierte die audiovisuelle Besichtigung der Brauerei uns sehr, verkosten konnten wir am Ende der Tour jedoch kein echtes frisch Gezapftes (Bierprobe erst ab 18 Jahren freigegeben).

Der Mittwoch brachte Erfahrungen ganz anderer Art, für uns schockierend. In Lidice und dem ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt wurden wir mit den Verbrechen der Nationalsozialisten in Tschechien konfrontiert. Lidice war im Zuge einer Racheaktion wegen des Attentats auf Reichsprotektor Reinhard Heydrich von den Nazis gänzlich zerstört worden, darüber erfuhren wir vieles auf dem Gelände und in einem kleinen multimedial aufbereiteten Museum. In Theresienstadt wurden wir von einem Reiseleiter durch die ehemalige Festung, die von den Nazis zu einem KZ umfunktioniert wurde, geführt. Die Massenzellen, die Ratten aber auch das Betreten feuchter, völlig abgedunkelter Kerkerzellen überzeugten uns von der Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus. Auch der NS-Propagandafilm führte uns die Verlogenheit des Systems vor Augen.

Am letzten Tag kamen shoppingsüchtige Mädchen oder nach Prager Spezialitäten lechzende Jungen (und auch Mädchen) auf ihre Kosten. Uns faszinierte bei einem unseren privaten Trips durch die Stadt vor allem das ,,tanzende Haus". Einige nahmen an Sportevents von Sparta Praha teil, andere gingen in den Prager Zoo. In einem Discounter sind wir wohl nicht mehr willkommen, da eine Schülerin unabsichtlich einige Parfümflaschen demolierte. Unsere Lehrer favorisierten für den letzten Tag die John-Lennon-Gedächtnismauer, ein Besuch im Atombunker des Hotels Jalta am Wenzelsplatz sowie die nationale Gedenkstätte in St. Kyrill Method, die den sieben tschechischen Fallschirmjägern gewidmet ist, die 1942 an der Ermordung Heydrichs beteiligt waren.

Nach so vielen Erlebnissen traten wir am Freitagmorgen, wenn auch ziemlich unausgeschlafen, mit dem Zug die Heimreise an und verabschiedeten uns in die Herbstferien.

Florian Pöhler, Leon Gebauer